
Heute schlagen wir ein neues Kapitel im Atelier-Tagebuch auf:
Zwischen Leinwand und Leben:
was mir die Tiere aus dem Buch Hiob über Gott, Mut und Verwundbarkeit zeigen.
Das Buch Hiob stellt eine der tiefsten Fragen des Menschseins: Warum leiden Menschen, die nichts falsch gemacht haben?
Hiob verliert alles und ringt mit Gott. Er klagt, zweifelt, schweigt.
Und dann, aus dem Sturm, spricht Gott selbst. In den Kapiteln 38 und 39 offenbart er sich nicht als Erklärender, sondern als Schöpfer. Er malt Bilder von Wind und Wetter, von wilden Tieren, vom unzähmbaren Wildstier und vom Flug des Adlers.
Er zeigt Hiob: Es gibt eine Welt, die größer ist als Dein Schmerz und darin hast Du Deinen Platz.
Nicht Antworten bringen Trost, sondern Begegnung.
„Wer ist es, der Gottes weisen Plan mit Worten ohne Verstand verdunkelt? Tritt vor mich hin wie ein Mann! Ich will dir Fragen stellen und du sollst mich belehren.“
(Hiob 38,2-3*)
So beginnt Gottes Rede an Hiob: nicht mit Trost, sondern mit einer Gegenfrage. Hiob hat geklagt, gerufen, geschwiegen, und nun spricht Gott aus dem Sturm. Aber er erklärt das Leid nicht. Er ruft Hiob hinaus, vielleicht sogar über sich selbst hinaus.
In Hiob 38 und 39 lenkt Gott Hiobs Blick auf die Schöpfung: auf das Meer, das er eingedämmt hat, auf das Licht, das er jeden Morgen herbeiruft, auf den Wildstier, der nicht
gezähmt werden kann, auf den Falken, der fliegt, weil Gott ihn führt.
„Hast du dem Pferd seine Stärke gegeben oder seinen Hals mit der wehenden Mähne geschmückt?
(Hiob 39,19*)
„Weißt du, wann die Bergziegen Junge werfen?… Kennst du den Zeitpunkt, wann sie gebären“
(Hiob 39,1-2*)
Diese Bilder sind keine Ablenkung vom Leid. Sie sind eine Einladung: nicht ins Verstehen, sondern ins Vertrauen. Gott zeigt sich nicht als Antwort-Gebender, sondern er ist da, er kommt in Hiobs Gegenwart. Er zeigt sich als der, der größer ist. Und näher, als Hiob dachte.

Vielleicht sind wir manchmal zu schnell beim Verstehen-wollen und zu langsam beim Hinhören.
Hiobs Geschichte fragt nicht nur: Warum leidest Du? Sie fragt auch: Wohin schaut Dein Herz, wenn der Himmel schweigt und dann plötzlich spricht?
- Kennst Du Momente, in denen Du keine Antwort mehr hattest - nur Fragen?
- Vielleicht stehst auch Du gerade wie Hiob zwischen Klagen und Fragen?
Auch heute stehen viele an einem Punkt wie Hiob: wenn das Leben nicht mehr zu erklären ist. Wenn Menschen alles verlieren und ihre Fragen keine Antworten bekommen.
Vielleicht lädt Hiob uns ein, nicht nur zu fragen: „Warum?“, sondern: „Wer ist bei mir - auch im Sturm?“
- Wie gehen wir um mit dem, was wir nicht beeinflussen können: mit Krankheit, Tod, Zerbruch?
- Gottes Antwort aus dem Sturm könnte auch unsere Frage sein: Wo bist Du, Herr, in all dem, was wir nicht verstehen?
Wenn wir wie Hiob keine Worte mehr haben, mag uns Gottes Rede aus dem Sturm fremd erscheinen und doch birgt sie Trost: Wir müssen nicht alles wissen, um getragen zu sein.
Selbst unsere Klage hat einen Ort in einem größeren Ganzen. Gott erklärt uns vielleicht nicht alles, aber er begegnet uns.
Vielleicht geht es nicht darum, Gott zu verstehen, sondern sich von ihm finden zu lassen.
Persönliche Reflexion für Dich
Was lösen Gottes fragende Antworten in Dir aus: Trotz? Trost? Oder etwas anderes?
Schreib es gerne in die Kommentare oder in Dein Tagebuch.
*Bibelübersetzung:
Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002 / 2006 / 2024
SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen
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